Spitzfindigkeiten eines Gehirnwindungsakrobaten

Bei den Ingolstädter Kabaretttagen präsentiert Gunkl sein Programm "So Sachen ein Stapel Anmerkungen"

08.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:59 Uhr

Liebt die Spintisiererei: Gunkl alias Günther Paal. - Foto: Leitner


Ingolstadt (DK) "Seid ihr alle da" ruft der Kasperl zu Beginn, und alle schreien "Ja!". Frage und Antwort sind zwar komplett überflüssig, weil selbstevident, aber die hirnlose Brüllerei mache nun mal Spaß, sagt der Mann, der auf der Bühne der Neuen Welt steht. "Warum donnert es" fragte einst der kleine Günter Paal, der sich "Gunkl" nennt, mit fünf Jahren. Eine Antwort habe er damals zwar bekommen, aber die habe nicht zur Frage gepasst. Heute wisse er, dass Ähnliches auch im späteren Leben immer wieder vorkommt.

"Ich war ein schwieriges Kind", gibt der Kabarettist aus Wien freimütig zu. Das glaubt man gerne, denn er ist ja auch ein schwieriger Kabarettist. Wobei sein neues Programm "So Sachen - ein Stapel Anmerkungen" im Vergleich zu den Vorgängern ja sogar noch griffig ist, denn diesmal belässt er es nicht bei theoretischen oder philosophisch-abstrakten Erklärungen zur Funktionsweise der Welt um uns herum, sondern flicht immer wieder Beispiele ein, legt Querverbindungen offen wie etwa die vom Kasperltheater zur Sportpalastrede des Joseph Goebbels und zieht daraus den logisch Schluss, dass gedankenloses Gebrüll nicht nur Spaß machen, sondern auch in den Untergang führen könne.

Logik ist das Stichwort. Sie ist Gunkls Partner. Es gibt im Programm des Gehirnwindungsakrobaten Spitzfindigkeiten zuhauf, waghalsige Gedankensprünge und auch ziemlich viel Spintisiererei und "Herumgerede", aber logisch begründet und felsenfest untermauert sind seine Argumentationsketten immer. Was das Publikum durchaus fordert, ja, herausfordert, denn wer auch nur einen einzigen Halbsatz verpasst, der steigt unweigerlich aus. Früher hätte Gunkl das völlig kalt gelassen, beim neuen Programm bietet er sogar Teilzusammenfassungen an. Immer wieder werden Kabarettisten gefragt, wie sie sich ihre mitunter ja recht komplexen Texte, die zudem auch noch den Gesetzen der Kausalität genügen müssen, merken können. Bei einem wie Gunkl ist diese Frage durchaus berechtigt, denn seine Ausführungen sind nicht nur absolut schlüssig, sondern auch noch sprachlich ausnahmslos perfekt.

Ist Gunkl ein Freigeist? Mag sein. Andererseits steht aber gerade er mit beiden Beinen im Leben, weil er unbedingt wissen will, welchen Gesetzmäßigkeiten es gehorcht. In dieser Hinsicht ist er unerbittlich und gibt keine Ruhe, bis er endlich die richtigen Antworten für sich gefunden hat. Die teilt er uns dann mit, was uns Respekt abnötigt und gleichermaßen Vergnügen bereitet.